Chaos beim ÖFB: Installierung des CEO´s wird Zukunftsfrage des Präsidenten! Abstimmung über CEO des ÖFB wird zur Nagelprobe für Präsident Klaus Mitterdorfer
Am Freitag steht eine entscheidende Sitzung des Präsidiums des Österreichischen Fußball-Bundes (ÖFB) bevor, die nicht nur die Zukunft des ÖFB-Managements betrifft, sondern auch die politische Zukunft von Präsident Klaus Mitterdorfer. Der 59-Jährige hat in den vergangenen Monaten zwar Fortschritte erzielt, darunter die Fertigstellung des ÖFB-Trainingszentrums in Wien-Aspern, doch sein Führungsstil und die Entscheidungen rund um die interne Struktur haben zu erheblichen Spannungen innerhalb des Verbands geführt.
Die kommende außerordentliche Präsidiumssitzung wird mit großer Spannung erwartet. Der einzige Tagesordnungspunkt lautet „Personalia“ – konkret die Wahl von Silvia Kaupa-Götzl als neue CEO des ÖFB. Mitterdorfer hat Kaupa-Götzl als seine Wunschkandidatin nominiert, doch die Aussicht auf eine breite Zustimmung ist alles andere als sicher. Insgesamt werden 13 Stimmen vergeben – neun von den Landeschefs, drei von der Bundesliga und eine von Mitterdorfer selbst. Eine Mehrheit für Kaupa-Götzl erscheint jedoch angesichts der unterschiedlichen politischen Interessen der Funktionäre mehr als fraglich.
Neben der traditionellen Opposition aus Oberösterreich, wo der Landeschef Gerhard Götschhofer aus Australien per Video zugeschaltet wird, sind auch die Stimmen aus Salzburg und dem Burgenland unsicher. Vor allem die Bundesliga könnte aufgrund der Nicht-Ausschreibung des CEO-Postens gegen Kaupa-Götzl stimmen. Sollte es zu einer Ablehnung kommen, wäre Mitterdorfer gezwungen, seine Position als Präsident zu überdenken – ein Szenario, das immer wahrscheinlicher wird.
Die Spannungen innerhalb des ÖFB-Managements haben sich in den letzten Wochen weiter zugespitzt. Der Konflikt zwischen ÖFB-Generalsekretär Thomas Hollerer und Geschäftsführer Bernhard Neuhold konnte auch unter Mitterdorfer nicht entschärft werden. Infolgedessen entschied sich Mitterdorfer, beide ihrer Ämter zu entheben. Die Kündigungen wurden trotz eines Angebots zur einvernehmlichen Trennung umgesetzt, was zu weiteren Spannungen führte. Vor allem Teamchef Ralf Rangnick und die Nationalspieler drückten ihr Unverständnis und ihren Unmut über die Entwicklungen aus. Rangnick äußerte öffentlich, dass er „gar kein Verhältnis“ zum Präsidenten habe, was die Situation zusätzlich anheizte. Die öffentliche Unterstützung für Rangnick und das Team ist groß, und viele glauben, dass Mitterdorfer ohne die Unterstützung des Trainers und seiner Spieler kaum eine langfristige Zukunft im ÖFB haben dürfte.
Ein möglicher Rücktritt von Mitterdorfer hätte auch Auswirkungen auf die geplante Strukturreform des ÖFB. Ursprünglich sollte die Einführung eines CEO-Systems, das zwei untergeordnete Geschäftsführer und eine stärkere Verlagerung der Kompetenzen vom Präsidium auf hauptamtliche Mitarbeiter vorsieht, vorangetrieben werden. Sollte Mitterdorfer jedoch scheitern, dürfte dieses Reformprojekt vorerst auf Eis gelegt werden. In diesem Fall könnte eine interimistische Führung durch aktuelle Präsidiumsmitglieder notwendig werden, um die Handlungsfähigkeit des ÖFB bis zur nächsten Bundeshauptversammlung im Mai 2025 zu sichern.
Für die Wahl des nächsten Präsidenten im Mai 2025 sind die Karten ebenfalls noch nicht endgültig gemischt. Zwar könnte eine interne Lösung wieder in Betracht gezogen werden, doch auch der Unternehmer Roland Schmid, der bereits in der Vergangenheit bei der Wahl des ÖFB-Präsidenten gescheitert ist, könnte erneut Ambitionen auf das Amt haben. Schmid hat eine gute Beziehung zu Ralf Rangnick und wäre der erste Verbandsboss seit Friedrich Stickler (2002-2008), der nicht aus dem Präsidium aufrückt.
Insgesamt steht der ÖFB vor einer kritischen Weggabelung, die nicht nur die strukturelle Ausrichtung des Verbands, sondern auch die Frage nach der Führungsfähigkeit von Klaus Mitterdorfer betrifft. Die kommende Sitzung wird daher weit mehr als eine Personalentscheidung – sie könnte das Ende seiner kurzen Amtszeit als Präsident bedeuten.
Fotoarchiv: Ö-News/ St. Öllerer