Zeitzeugen erinnern sich an die Zeit von 1930 bis 1959 Eine Veranstaltung des Katholischen Bildungswerkes
Maria Spörl, Grete Zavadil, Wilhelm Kiesl, Johann Kraus und Josef Scharl erzählten ihre Sicht aus diesen Jahren. Die Veranstaltung des KBW war gestern am Abend im Pfarrhof sehr gut besucht.
Frau Maria Spörl, eigentlich eine lebende Chronik, beschäftigt sich seit vielen, vielen Jahren mit der Geschichte unserer Gemeinde, vor allem mit der Pfarrchronik. Sie erzählte aus den Vorkriegsjahre, den Kriegjahren und der Zeit der beginnenden Besatzungszeit in der ehemaligen Gemeinde Sitzenberg und der Pfarre Reidling. Ihre Ausführungen waren hinreißend und detailgenau ausgeführt. Ihr Vortrag verging wie im Flug. Ihr Gedächtnis über Zeitpunkt und Personen der vielen Geschehnissen war enorm.
Frau Zavadil erlebte diese Zeit als junges Mädel in Wien. Sie schilderte die Armut und die Arbeitslosigkeit die vor 1938 geherrscht hat. Dann die plötzliche Wende nach dem März 1938 als alle Menschen plötzlich eine Beschäftigung bekamen. Ihre Zeit als Schreibkraft bei der Luftwaffe zuerst in Wien und dann in Oberösterreich waren ebenfalls sehr spannend zu hören.
Wilhelm Kiesl erzählt von seiner Zeit als Kind in den 30er Jahren als er mithelfen musste in der elterlichen Landwirtschaft. Vor allem nach dem der Krieg begann und die älteren Brüder an die Front einrücken mussten. Auch seine Schilderungen als er mit 15 1/2 Jahren beim Volkssturm eingezogen wurde, wo zwei Mal nur knapp dem Tod entrann waren sehr spannend. Einmal in Tulln bei der Musterung, als der Luftschutzkeller schon voll war und er und seine Jahrgangskameraden nicht mehr hinein konnten. Der Keller wurde schwer getroffen und es gab viele Tote zu beklagen. Ein zweites mal bei Stollhofen, wo er knapp einen Granateneinschlag entging.
Herr Johann Kraus erzählt vom Militärdienst bei der Waffen SS. Er musste die Invasion der Normandie 1944 mit all den viel Toten miterleben. Dann erzählte er, wie er versucht hatte, zu Fuß nach der Kapitulation sich von Bayern Richtung Heimat durch zu schlagen. Er wurde in Oberösterreich von der US- Armee gefasst und auf einer mit Stachdraht eingezäunten Wiese bei Lambach festgehalten. Von Mai bis September wurden die Soldaten dort bei ungenügender Verpflegung gefangen gehalten.
Herr Josef Scharl erzählt die Kriegs- und Nachkriegjahre aus der Sicht eines Kindes. Er war gestern der jüngste Zeitzeuge. Erlebnisse mit der NSDAP als Kind, wo er Fänhchenschwingend sang und maschierte. Für die Kinder war die Propaganda und das Singen und Spielen der Nazis "eine Gaudi". Dann die Begegnungen mit der Roten Armee. Zuerst die Angst, die erst langsam wich, als sich das Leben in dem kleinen Dorf Sitzenberg, wo Herr scharl gewohnt hat wieder normalisierte.
Im Anschluss gab es eine offene Diskussion und man konnte Fragen stellen. Erfreulich war, dass nicht nur ältere Semester anwesend waren, nein viele Jugendliche wohnte der Veranstaltung bei. Zusammenfassend ist zu sagen, obwohl die Veranstaltung über 2 1/2 Stunden dauerte verflog die Zeit wie im Flug.