Kärnten läuft Der gestrige Halbmarathon aus Läufer-Sicht
Gestern ging der „Kärnten läuft“-Halbmarathon über die Bühne (Wir haben berichtet). Wie unsere Läuferin das Rennen erlebt hat, erfahren Sie im Nachfolgenden:
„Der Tag beginnt kühl und dunkel um 6:00 früh. Das ganze Haus schläft noch. Ein ausgiebiges Frühstück drei Stunden vor dem Start soll ausreichend Kraft und Energie geben für die anstehenden 21,097 km. Langsam erwachen die anderen und es wird langsam ernst. Alles einpacken, nichts vergessen – zumindest nichts Essentielles, weil irgendwas bleibt ja immer daheim… Und dann geht es auch schon los zum Start. Die Stimmung ist gut. Das Rennen tiptop organisiert. Dixi-Klos mit Spülung – wow – kaum Anstehen, Bananen und Getränke bereits vor dem Start, viele Crewmitglieder, denen man noch die letzten Fragen stellen kann und Musik zur Einstimmung. Es kann losgehen, vor allem, weil die Hitze schon langsam spürbar wird – da helfen auch die noch schnell über den Kopf geschütteten Becher Wasser nichts… Noch etwas Animation vom „Stadionsprecher“ und es geht pünktlich los. Alle sind hoch motiviert und wir müssen erst alle unseren Rhythmus finden. Nur nicht zu schnell, weil sonst fehlt die Kraft auf den letzten Kilometern, besser etwas langsamer starten und dann schneller werden. Voll gepumpt mit Adrenalin ist das allerdings leichter gesagt als getan. Nach den ersten Kilometern finde ich dann aber einen guten Rhythmus und es geht zügig dahin. Leider in der prallen Sonne… Obwohl die Bundesstraße extra für den Lauf gesperrt war, zieht es viele Läufer im Gänsemarsch auf den Gehsteig, um jeden noch so kleinen Schatten von Sträuchern und Hecken auszunutzen. Da leidet die Ideallinie natürlich. Die knapp 5km bis zur ersten Trinkstation ziehen sich dahin. So lang haben sich 5km selten angefühlt. Und in dieser Manier geht es weiter. Die ersten 15km liegen – mit einer kurzen Ausnahme in Pörtschach – vollständig in der prallen Sonne. Jeder Kilometer zieht sich in die Länge, die Trinkstationen fühlen sich immer weiter entfernt an und Klagenfurt scheint in unerreichbare Ferne zu rücken. Plötzlich taucht aus dem Nichts auch noch die 1:50er Pacerin neben mir auf. Das kann doch nicht sein, was macht die denn schon hier. Die letzten Reserven mobilisieren, um noch mithalten zu können, vor ihr bleiben zu können. Nach 2km ist aber deutlich, dieses Tempo geht nicht mehr. Endlich, nach etwa 17km gibt es deutlich mehr Schatten und ich finde wieder ein bisschen Geschwindigkeit. Jetzt heißt es nur noch, irgendwie ins Ziel kommen. Die Traumzeit ist eh schon lange weg. Vielleicht kann ich wenigstens noch mein Marathontempo laufen, wenn das Halbmarathontempo schon nicht mehr geht. Das Ostufer des Wörthersees sieht aber immer noch erschreckend weit weg aus… Wie kann das sein? Die Tafeln sagten eindeutig, dass es nur noch zwei Kilometer sind. Die müssen jetzt auch noch gehen. Sterben können wir dann im Ziel. Bisschen schneller noch. Rein in den abgesperrten letzten Kilometer. Die Zuschauer feuern an, die Musik ist laut, die letzte Kurve kommt in Sicht. Noch ein bisschen schneller, geht noch ein Zielsprint? Okay, Sprint geht nicht mehr, aber nochmal alles geben, da ist der Zielbogen. Endlich geschafft… Meine Füße bewegen sich keinen Zentimeter mehr. Jemand hängt mir eine Medaille um. Ich will nur Wasser, Schatten. Jemand gibt mir eine Flasche Wasser. Und langsam klart sich der Kopf wieder. Was für ein Rennen. Aber ich bin froh, das erlebt zu haben.“