Rohkraft Strom–Wärme-Biogas aus Sitzenberg-Reidling Eine Alternative im Ausstieg von fossiler Energie
Derzeit wird ja heftig über einen Gasausstieg aus russischem Erdgas in Österreich diskutiert. Eine der Alternativen ist Biogas der österreichischen Landwirtschaft. In Sitzenberg-Reidling betreibt Karl Pfiel mit „Rohkraft“ eine Firma, die mit Biogas Strom und Nahwärme erzeugt.
Seit 2002, also schon seit 20 Jahren, beschäftigt sich Herr Pfiel mit der nachhaltigen Erzeugung und Nutzung von Biogas. Viele werden schon im Osten von Reidling die Stallungen und die kuppelförmigen Biogaserzeugungsbehälter gesehen haben.
In seiner Biogasanlage wird Schweinegülle mit Bioabfällen aus der Landwirtschaft sowie Mais und Grünschnitt-Silage verarbeitet und in Behältern zum Gären gebracht. Unter Bioabfällen versteht man hier vor allem große Mengen an Abfällen von Krautblättern, Grünschnitt-Silage, Rückstände bei der maschinellen Herstellung von Erdäpfelsalat – alles aus der Region. Die gesamte Biomasse wird unter ständigem Rühren zum Gären gebracht. Das dabei entstehende Methangas treibt zwei große Motoren an. Die riesigen Motoren aus Jenbach in Tirol treiben ihrerseits Generatoren an. Der gewonnene Strom wird dann ins Netz eingespeist. Die von den Motoren erzeugte Wärme und die Wärme vom Abgas wird als Nahwärme an die angeschlossenen Kunden weitergegeben.
Ein weiteres Abfallprodukt vom Methangas wird zur Erzeugung von CO² verwendet. Das wiederum wird industriell genutzt, zum Beispiel bei der Kälteerzeugung. Auch dieses CO² muss sonst aus herkömmlichem Erdgas oder verflüssigtem Gas gewonnen werden.
Beim Endverbraucher, zu dem die Wärme geliefert wird, steht dann nur mehr ein kleiner „Kasten“, wo die Wärme durchgeht. Er dient dazu, den Energieverbrauch zu messen. Kein Heizkessel und kein Rauchfang sind dann mehr notwendig – einfach, wartungsfrei und nachhaltig.
Da die Rohstoffe aus der Region kommen, ist auch Versorgungssicherheit gegeben. Diese Energie ist nachhaltig. Der Rest, der bei der Produktion als Rückstand übrigbleibt, wird von den Bauern als Dünger wieder auf den eigenen Feldern aufgebracht. So schließt sich der Kreislauf.
Karl Pfiel betont im Gespräch mit Ö-News, dass man bei dieser Art der Energiegewinnung nicht den russischen Angriffskrieg in der Ukraine unterstützt. Die Wertschöpfung bleit unmittelbar in der Region.
Zu den Großkunden der Sitzenberg-Reidlinger Nahwärme zählen die Gemeinde (Volkschule, Kindergarten), SeneCura inklusive angrenzender Wohnhausanlagen, Firma Wiesbauer, Lagerhaus Reidling, SPAR-Markt Reidling und die Ärztezentren. Zusätzlich werden auch dreißig Einfamilienhäuser mit der Nahwärme von Rohkraft versorgt. Die Nahwärmeversorgung wird ständig erweitert. Im vergangenen Jahr wurden bei Rohkraft 3.000 MW an Wärme erzeugt, das entspricht 300.000 Litern Heizöl.